VITA

Norbert Hartmann

Norbert Hartmann 1946-2007

deutscher Maler und Zeichner der modernen abstrakten zeitgenössischen Kunst

Biografie

Er verbrachte die meiste Zeit seines Lebens im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz, dessen grenzübergreifende Kultur nicht nur sein Schaffen beeinflusste. Im Jahr 1961 machte Hartmann eine Ausbildung zum Technischen Zeichner, 1968 folgte das Abitur. Anschließend absolvierte er von 1968 bis 1972 ein Fachstudium der Kunst in Freiburg im Breisgau. Von 1972 bis 1975 folgte ein Zusatzstudium an der Universität Heidelberg.


Hartmann arbeitete zunächst als technischer Zeichner und später über 20 Jahre als Sonderschullehrer.


Werk

Er arbeitete als freischaffender Künstler vorwiegend in Binzen (Baden-Württemberg Deutschland) im Bereich der modernen abstrakten zeitgenössischen Kunst. Hartmann erschuf mehrere tausende Ölbilder, Collagen, Skulpturen und Zeichnungen. Besondere Merkmale seiner Kunst waren die abstrakten, meist blautönigen Objektformen, Eisenrahmen sowie die charakteristische Materialien wie Harz, Styropor und Pigmente.


Das Experimentieren, die Auseinandersetzung und die handwerkliche Perfektionierung erlaubten ihm, einen eigenständigen, originären Ausdruck zu finden. Dabei arbeitete er immer an mehreren Objekten gleichzeitig, um das ganze Potential eines sich gegenseitig beeinflussenden Prozesses zu nutzen. Inspiration lieferten dabei auch die Auseinandersetzung mit Gegenwartskünstlern wie Kelly, Beuys und Chillida.

Von halbgegenständlichen, vom Surrealismus beeinflussten Frühwerken ging er hinein ins Abstrakte, in die expressiven Darstellungsformen. Das Ergebnis sind im Spätwerk Formenwelten, Flächenkommunikationen und Linienbündel aus Leinwand, Öl, Acryl und Pigmenten, die Werden und Vergehen der Natur spiegeln.


Erste regionale Ausstellungen hatte er Ende der achtziger Jahre, zunächst hauptsächlich im Raum Lörrach und in Basel. Insgesamt über dreißig Ausstellungen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Spanien, den Niederlanden und sogar den USA und Japan folgten. Einer der Höhepunkte und gleichzeitig Anerkennung seiner Werke war dabei die Verleihung des Markgräfler Kunstpreises im Jahre 1996.


(Quelle: Wikipedia)

NORBERT HARTMANN ÜBER NORBERT HARTMANN


MALEREI ALS EIN ORT DER BEGEGNUNG


Spuren, Bildteile und -formen begegnen sich als eine bildnerische Auslotung des zu erschliessenden Raum- und Zeitkontinuums. Aufeinander bezogene Bildachsen in vorwiegend horizontaler beziehungsweise vertikaler Ausrichtung stellen sich als Raum- und Zeitachsen dar und artikulieren sich als Farb- und Strukturräume, als ein Dialog sich bedingender Formen und Flächen.


Insbesondere in den Bildobjekten werden Teile real aufeinander bezogen. Nebeneinander zeigen sich die Teile neu und werden zu Signifikanten bewusster und unbewusster Bilder und Prozesse. Das so gewonnene Konzept von Bildräumen als Denk- und Handlungsräume ergibt somit eine Erweiterung des bildnerischen Prozesses hin auf konkretisierte Bewegung. Die Richtung zu den Seiten als horizontale und vertikale Ausrichtung steht für eine Ausweitung bildnerischen Denkens in einen gedachten Handlungsraum, sowohl als Schweben und Lasten wie auch als Wachsen und Wachen, Ruhen und Schreiten in einem Zeit- und Bewegungskontinuum.


Diagonale und gerundete Formen erscheinen vorwiegend als Bildstrukturen und verdichten das Bildgefüge zu einer filigranen, miteinander vernetzten Einheit. Weniger die Vorstellung von Masse und Leere als die sich bedingende Gleichrangigkeit von Aktion und Reaktion werden zum grundlegenden bildnerischen Prozess in Anlehnung zur erlebten Wirlichkeit.


Das Verhältnis zum Raum berührt letzten Endes das grundlegende Bedürfnis, sich der umgebenden Welt zu versichern und zugleich Orientierung zu finden. Gemeint ist eine Bildsprache, die sich als ein Sammeln und Innehalten in der unendlichen Weite des Seins verpflichtet fühlt. Der inhaltlichen wie auch formalen Bildfindung entspricht die Wahl der bildnerischen Mittel.


Zum Einsatz gelangen Bildtträger neben der klassischen Leinwand, Materialverbindungen aus Holz, Kunstharz, Leinwand, Papier, Eisen und Blei, die ganz oder teilweise mit einer Farbhaut aus Ölfarbe und Pigmenten bedeckt werden. Die so gewonnenen Bildchöpfungen verbleiben in einer spannungsreichen, oft mehrdeutigen Einheit und fordern den Betrachter zum Verharren in eigenen Assoziations- und Interpretationsmustern auf. Wahrgenommen als zueinander hin- und voneinander sich wegbewegende Raumzeichen in erstarrter Bewegung erscheinen sie zugleich leicht wie schwer.


Unter diesem Aspekt wird der Raum erlebbar, die Form zur geistigen Form, in der sich beim Betrachter eine immer wieder neue Positionierung ergibt. Mit jeder Bewegung innerhalb des Bildgefüges ergibt sich ein Tasten, ergeben sich Spuren, die Andeutung von Geschwindigkeit. In den meisten Fällen bleiben Anfang und Ende offen und entziehen sich damit einer Unverbindlichkeit, die nur eine Aussage zulässt.


Es wird kein illusionärer Raum erschlossen, die Arbeiten sind nicht am perspektivischen Wahrnehmungsraum orientiert, und doch eröffnen Strukturen, Farbwerte, Farbkontraste und Farbschichten einen gewachsenen Bild- und Erlebnisraum. In diesem kann der Betrachter nur erahnen, welche Stadien der Genese am Ende, nach einem intensiven Gestaltungsprozess, verfügbar waren.


Norbert Hartmann, Juli 2002

(Text zur Ausstellung Galerie Mollwo, Basel)


Share by: